Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth – die Geschichte von
„Little Berlin“
Das kleine Dorf Mödlareuth nördlich von Hof besteht aus wenigen Höfen,
Häusern und anderen Gebäuden und hat rund 50 Einwohner; mit der
Wiedervereinigung 1989/90 wurde Mödlareuth jedoch bundesweit bekannt, denn
die streng gesicherte innerdeutsche Grenze verlief 41 Jahre lang mitten
durch das Dorf. Die interessante und teilweise bedrückende Geschichte des
ehemals getrennten Ortes wird in dem Deutsch-Deutschen Museum durch
Ausstellungen, Vorführungen und Originalteile im Freigelände sehr
beeindruckend dokumentiert.
Der Tannbach bildet bereits seit dem 16. Jahrhundert eine Grenze in
Mödlareuth, damals wurde er als Trennlinie zwischen der Grafschaft
Reuß-Schleiz und der Markgrafschaft Bayreuth festgelegt. Ab dem Jahr 1810
trennte der Bach das Königreich Bayern und das Fürstentum Reuß, das später
zu Thüringen gehörte; für die ansässige Bevölkerung gab es jedoch keine
gravierenden Auswirkungen. Dies änderte sich dramatisch nach dem Ende des 2.
Weltkrieges, als Thüringen zur sowjetischen und Bayern zur amerikanischen
Besatzungszone gehörten; ab 1949 war ein Wechsel zwischen den beiden
Dorfteilen nur noch mit einem Passierschein möglich. Die Grenze in
Mödlareuth wurde von 1952 bis 1966 immer weiter verstärkt und ausgebaut. Im
Jahr 1966 errichteten die DDR-Grenztruppen nach dem Stacheldraht- und
Bretterzaun eine Betonmauer wie in Berlin, weshalb der Ort damals als
„Little Berlin“ bezeichnet wurde. Durch die Mauer war aus der Ortsmitte kein
Sichtkontakt zur anderen Dorfhälfte möglich, selbst das Winken von Ost nach
West war verboten.
Nach der politischen Wende und der Grenzöffnung wurde auch in Mödlareuth am
9. Dezember 1989 ein Grenzübergang eingerichtet, es war jedoch zunächst nur
ein 5 m breites Loch in der Betonmauer für Fußgänger. Der weitere Abbau der
Sperranlagen dauerte bis Juni 1990; bereits zu dieser Zeit entstand die
Idee, hier eine Gedenkstätte und ein Museum einzurichten. Im September 1990
wurde der Verein „Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth e.V.“ gegründet; dies
führte zu einem Zweckverband aus Ländern, Bezirken, Städten und Gemeinden,
die sich an den laufenden Kosten des Museums beteiligen.
Der Grundgedanke von Museum und Gedenkstätte war die originalgetreue
Darstellung der deutschen Teilung in allen Bereichen. Im Freigelände sind
deshalb die früheren Sperranlagen mit 700 m Betonmauer, der Metallgitterzaun
und die Lauffläche für Hunde sowie ein Beobachtungsturm im Originalzustand
zu besichtigen, in der Ausstellung sind die Verhältnisse vor und nach dem
Bau der Mauer fotografisch und schriftlich dokumentiert. In zwei Räumen
werden für Gruppen oder Schulklassen auch Filmvorführungen durchgeführt, die
besonders das Thema Trennung/Wiedervereinigung behandeln; das Depot
beinhaltet historische Fahrzeuge der Grenztruppen von beiden Seiten und wird
ständig durch Neuerwerbungen erweitert. Obwohl Mödlareuth heute kein
geteiltes Dorf mehr ist, gibt es hier trotzdem zwei Kfz-Kennzeichen, zwei
Postleitzahlen und zwei Telefonvorwahlen – und ein sehenswertes Museum.